Secure Shell

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Version vom 22. Februar 2007, 15:29 Uhr von El RIDO (Diskussion | Beiträge) (Quelle: Wikipedia & El RIDO)

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Secure Shell oder SSH ist sowohl ein Programm als auch ein Netzwerkprotokoll, mit dessen Hilfe man sich über eine verschlüsselte Netzwerkverbindung auf einem entfernten Computer einloggen und dort Programme ausführen kann. Die neuere Version SSH2 bietet weitere Funktionen wie Datenübertragung per SFTP. <br\> Die IANA hat dem Protokoll den TCP-Port 22 zugeordnet.

Geschichte

Die erste Version des Protokolls (jetzt SSH-1 genannt) wurde 1995 von Tatu Ylönen als Reaktion auf eine Passwort-Sniffingattacke entwickelt. Er veröffentlichte seine Implementation 1995 als Freeware, die daraufhin relativ schnell an Popularität gewann; Ende des Jahres 1995 zählte man bereits 20.000 Benutzer in fünfzig Ländern.

Im Dezember gründete Tatu Ylönen die Firma SSH Communications Security, um SSH zu vermarkten und weiterzuentwickeln. Die Originalsoftware enthielt ursprünglich Open-Source-Quellcode, entwickelte sich aber im Laufe der Zeit immer mehr zu proprietärer Software.

Nachdem einige Schwachstellen in der Integritätsprüfung von SSH-1 bekannt wurden, wurde 1996 mit SSH-2 eine überarbeitete Version des Protokolls entwickelt. Sie ist inkompatibel zu SSH-1. Dabei wurde unter anderem das Protokoll in verschiedene Einzelteile aufgegliedert und somit die Verwendung sicherer Verschlüsselungs- und Authentifikations-Algorithmen ermöglicht. Damit wurde die Schwachstelle beseitigt und derzeit gilt das Protokoll als sicher.

1999 wurde der Wunsch nach einer freien Implementation von SSH laut, und aus der letzten freien Version der Originalimplementation entwickelte sich das separate OpenSSH-Projekt. Spätestens seit dieser Zeit existiert das SSH-Protokoll in zwei „Versionen“: Als Open-Source-Software (OpenSSH) und als kommerzielle Software (Produktname: SSHTectia), entwickelt und vertrieben von der Firma SSH Communications Security, also den Original-Entwicklern rund um Ylönen.

2005, also zehn Jahre nach der Original-Entwicklung, ist die Firma SSH Communications Security mit der Generation 3 (SSH G3) an die Öffentlichkeit gegangen. Dieses Protokoll unterstützt die Verwendung des proprietären Snakeoil-Algorithmus „CryptiCore“ (Vorteile angeblich vor allem im Datendurchsatz, dies ist in der Praxis aber völlig irrelevant, da SSH auf heutigen PCs in Leitungsgeschwindigkeit funktioniert), der jedoch als unsicher gilt (siehe „Verschlüsselung“). Die anderen, etablierten Verschlüsselungsalgorithmen, werden weiterhin ebenfalls unterstützt. 2006 wurde dieses Protokoll (Version 2) von der IETF als Internetstandard vorgeschlagen. Eine Zertifizierung nach FIPS-Standard 140-2 (FIPS = Federal Information Processing Standard) besteht bereits länger.

Wichtiger als der neue Algorithmus ist die erstmalige Unterstützung des SSH-Protokolls auf dem Mainframe (IBM z/OS). Damit existiert nun nach Hersteller-Angaben eine durchgängige Unterstützung der Plattformen Unix-Derivate (BSD, Linux, Solaris, AIX, HP-UX, u.a.), Windows, IBM z/OS.

Verwendung

Datei:X11 ssh tunnelling.png
Eine X11-Verbindung wird über SSH weitergeleitet

SSH ermöglicht eine sichere, authentifizierte und verschlüsselte Verbindung zwischen zwei Rechnern über ein unsicheres Netzwerk. Dadurch dient es unter anderem als Ersatz für die Vorgänger rlogin, telnet und rsh; diese übertragen jeglichen Netzverkehr, darunter auch die Passwörter, unverschlüsselt und sollten daher nicht mehr verwendet werden.

Das ursprüngliche Anwendungsgebiet ist das Anmelden an entfernten Rechnern über ein Netzwerk (meistens das Internet), doch insbesondere SSH-2 ist nicht nur auf Terminalfunktionen beschränkt.

  • SFTP und SCP bieten kryptographisch sichere Alternativen zu FTP und rcp.
  • X11 kann über ssh transportiert und somit gesichert werden
  • Über SSH können beliebige TCP/IP-Verbindungen getunnelt werden (Portweiterleitung); dabei wird jeweils ein einzelner Port von einem entfernten Server auf den Client weitergeleitet oder umgekehrt. So kann etwa eine ansonsten unverschlüsselte VNC-Verbindung abgesichert werden.
  • Ein SSH-Client kann sich wie ein SOCKS-Server verhalten und ermöglicht somit einen automatisierten Zugriff auf entfernte Rechner durch den SSH-Tunnel, etwa zum Umgehen einer Firewall.
  • Über SSHFS kann ein komplettes entferntes Dateisystem auf dem lokalen Rechner gemountet werden.
  • Wenn der Server A dem Server B ohne interaktive Eingabe des Passworts SSH-Zugriff gestatten soll, trägt man den öffentlichen Schlüssel von B in die SSH-Konfiguration von A ein (authorized_keys). Dann kann B z. B. von der Kommandozeile via SSH auf A Kommandos ausführen oder mit SCP Backupkopien machen.
  • Mit 'ssh-keyscan' kann der öffentliche Schlüssel eines entfernten Rechners ausgelesen werden. Damit kann man z. B. feststellen, ob der Rechner, der sich derzeit hinter einem DynDns-Namen verbirgt, wirklich der eigene Server ist.

Wahlweise kann die Verbindung auch komprimiert werden, um die Datenübertragung zu beschleunigen und Bandbreite zu sparen.

Damit lassen sich nun grundsätzlich drei Anwendungsszenarien darstellen:

  • Secure System Administration (Sichere Systemverwaltung)
    zur Absicherung der Fernverwaltung von Servern. Ersetzt Telnet, Rlogin etc.
  • Secure File Transfer (Sicherer Dateitransfer)
    zur Herstellung sicherer, automatisierter und interaktiver Dateitransfers.
  • Secure Application Tunneling (Sicheres Tunneln)
    zum transparenten Schutz TCP/IP-basierender Anwendungen als „End-to-End-Security“.
  • Anmerkung: Natürlich kann SSH auch über mehrere Stationen laufen.

Auf einem fremden Rechner anmelden

$ ssh -l benutzer rechnername.domaene.tld
$ ssh benutzer@rechnername.domaene.tld
$ # ein Kommando auf dem entfernten Rechner ausführen:
$ ssh benutzer@rechnername.domaene.tld kommando paramater parameter

Dateien mit scp auf einen fremden Rechner kopieren

$ scp meine-lokale.datei benutzer@zielrechner.domaene.tld:/pfad/zum/Zielverzeichnis/
$ scp -l benutzer zielrechner.domaene.tld:/pfad/zum/Zielverzeichnis/ziel.datei /lokaler/pfad/
$ # auch ganze Verzeichnisstrukturen können rekursiv kopiert werden
$ scp -r /pfad/zum/Quellverzeichnis benutzer@zielrechner.domaene.tld:/pfad/zum/Zielverzeichnis

Zertifikate generieren

Für das Kennwortlose anmelden müssen erst Zertifikate generiert werden. Der erzeugte Privatschlüssel ("private key") muss geheim gehalten werden Der öffentliche Schlüssel ("public key") kann dann z.B. dem jeweiligen Server-Administrator gegeben werden, auf den man Zugang möchte. Dieser trägt ihn beim jeweiligen Benutzer in dessen authorized_keys-Datei ein. Der öffentliche Schlüssel muss nicht speziell geheim gehalten werden, er ist alleine nutzlos.

$ ssh-keygen

Sicherheit

Die Sicherheit von SSH wird durch eine Reihe von kryptographischen Algorithmen zur Verschlüsselung und Authentifizierung gewährleistet.

Authentifizierung

Der Server identifiziert sich dem Client gegenüber mit einem RSA-Zertifikat, wodurch Manipulationen im Netzwerk erkannt werden können (niemand anderer kann sich als ein bekannter Server ausgeben).

Der Client kann sich wahlweise mit einem öffentlichen Schlüssel, der auf dem Server hinterlegt ist, (sogenannte Pubkey-Authentifizierung) oder einem gewöhnlichen Textpasswort authentifizieren.

Verschlüsselung

Nach erfolgreicher Authentifizierung wird für die Dauer der Sitzung ein geheimer Schlüssel erzeugt, mit dem die gesamte nachfolgende Kommunikation verschlüsselt wird. Je nach Protokollversion kommt dabei ein anderer Verschlüsselungsalgorithmus zum Einsatz: SSH2 benutzt standardmäßig den AES mit einer 128-Bit-Schlüssellänge. Des Weiteren werden 3DES, Blowfish, Twofish, CAST, IDEA, Arcfour, SEED und AES mit anderen Schlüssellängen unterstützt. Die neue Generation SSH G3 unterstützt auch den proprietären Snakeoil-Algorithmus CryptiCore, der unter Cryptoexperten als Security-through-obscurity-Algorithmus verpönt ist und außer dem angeblichen Geschwindigkeitsgewinn keinerlei weitere Sicherheitsoptionen bietet. <ref>Crypto-Gram</ref>

Es wird von allen seriösen Cryptoexperten empfohlen, weiterhin SSH mit Protokollversion 2 zu benutzen.

Schwachstellen

Die von SSH-1 verwendete Integritätsprüfung weist Schwachstellen auf, die es einem Angreifer ermöglichen, eine SSH-1-Sitzung auszuspähen. Daher sollte nur noch die neue Protokollversion ab SSH-2 aufwärts verwendet werden. Diese zeichnet sich durch einen modularen Aufbau der Transport-, Autorisierungs- und Verbindungsschichten aus und ermöglicht im Gegensatz zu SSH-1 die Verwendung von verschiedenen Verschlüsselungsalgorithmen.

Implementierungen

SSH-Implementationen waren ursprünglich nur unter Unix verfügbar, mittlerweile wurden jedoch sowohl SSH-Server als auch Clients für andere Plattformen programmiert (siehe auch: Geschichte). Populär ist beispielsweise der SSH-Client PuTTY für Microsoft Windows, welcher mittlerweile auch auf Unix portiert wurde, oder auch Tera Term, Teemtalk, Neoware, Pericom, ZOC.

Mit OpenSSH existiert auch eine freie Implementierung von SSH, die mittlerweile einen sehr großen Verbreitungsgrad erreicht hat. Der Streit, was denn nun das „bessere“ SSH ist (kommerzielles oder freies SSH) ist so alt, wie die Existenz der beiden Implementierungen selbst. Dem kostenlosen Bezug der OpenSSH-Variante stehen abgesicherte Lizenzrechte, Weiterentwicklungs-Know how (incl. Roadmap) und Support-Unterstützung der kommerziellen Variante gegenüber. Durch die Unterstützung von plattform-übergreifender Zertifikats-Authorisierungsmöglichkeit und Unterstützung auf dem Mainframe positioniert sich die kommerzielle Variante klar und ausschließlich für Unternehmen, wohingegen OpenSSH sehr wohl seine Bedeutung im Privatkunden-Umfeld, aber auch bei versierten Administratoren in Firmen hat.

Weblinks

Spezifikationen
  • RFC 4250 – The Secure Shell (SSH) Protocol Assigned Numbers
  • RFC 4251 – The Secure Shell (SSH) Protocol Architecture
  • RFC 4252 – The Secure Shell (SSH) Authentication Protocol
  • RFC 4253 – The Secure Shell (SSH) Transport Layer Protocol
  • RFC 4254 – The Secure Shell (SSH) Connection Protocol
  • RFC 4255 – Using DNS to Securely Publish Secure Shell (SSH) Key Fingerprints
  • RFC 4256 – Generic Message Exchange Authentication for the Secure Shell Protocol (SSH)
  • RFC 4335 – The Secure Shell (SSH) Session Channel Break Extension
  • RFC 4344 – The Secure Shell (SSH) Transport Layer Encryption Modes
  • RFC 4345 – Improved Arcfour Modes for the Secure Shell (SSH) Transport Layer Protocol
  • RFC 4419 – Diffie-Hellman Group Exchange for the Secure Shell (SSH) Transport Layer Protocol
  • RFC 4432 – RSA Key Exchange for the Secure Shell (SSH) Transport Layer Protocol
  • RFC 4462 – Generic Security Service Application Program Interface (GSS-API) Authentication and Key Exchange for the Secure Shell (SSH) Protocol
  • RFC 4716 – The Secure Shell (SSH) Public Key File Format
Implementierungen